Mehr Frauen in den Chefetagen durch Quotenregelung
Ein jahrzehntelanges Diskussionsthema! Wie sieht es heute aus?

Die „Mann/Frau“-Problematik, ein unerschöpfliches, kontroverses Führungsthema!
Am 13. November 2019 titelt das deutsche Handelsblatt «Ohne Frauen geht im EU-Ausland nichts. In anderen EU-Ländern gehört die Frauenquote schon längst zum Alltag. Für deutsche Firmen könnte die fehlende Quotenregelung bald ein Nachteil sein, wenn sie an europaweiten Ausschreibungen teilnehmen».
Und was heisst das für die Schweiz? In der Politik ist nach den vergangenen Wahlen eine Kursänderung sichtbar, die Frauen erobern Bern. Wie sieht es in der Wirtschaft aus?
Vieles ist in den letzten Jahren in Bewegung gekommen. Immer mehr Frauen sitzen in Verwaltungsräten und in Geschäftsleitungen. Es scheint auf gutem Wege zu sein. Für die einen noch viel zu wenig und für andere vor allem zu langsam. Zum Thema Lohngleichheit hat die Schweiz laut Statistiken publiziert am 14. Juni 2019, dem Frauenstreiktag, noch einiges aufzuholen. Gleiche Arbeit gleicher Lohn sollte auch in der Schweiz möglich sein.
Meinen Tipp aus eigener Erfahrung: Liebe Frauen verkauft euch nicht unter eurem Wert. Was die männlichen Kollegen können, können wir auch! Es liegt auch an uns für unsere Kompetenzen einzustehen und hart, aber fair zu verhandeln.
Ich bin persönlich der Meinung, dass die Vielfalt der Menschen in einem Unternehmen auf allen Führungsstufen bis zum Verwaltungsrat einen klaren Mehrwert bietet. Das Kreativitätspotential und die Innovationskraft werden durch unterschiedlich denkende und handelnde Menschen ausgebaut. Daher ist eine gesetzliche Quotenregelung für mich keine nachhaltige Lösung. Undifferenzierte, starre Regelungen fördern eher Diskriminierungen und Frustrationen und behindern die vertrauensfördernde Zusammenarbeit in einer Unternehmenskultur.
Möchten Sie wegen einer Quote rekrutiert werden oder wegen Ihren persönlichen Fähigkeiten?
Ein Unternehmen entwickelt sich dann erfolgreich, wenn es sich in den komplexen und schnell veränderten Märkten auf seine individuellen, erprobten unternehmerischen Freiheiten und Innovationsmöglichkeiten berufen kann.
Die richtigen Personen am richtigen Platz, ob Mann oder Frau, sind gefragt!
In Zeiten von höchsten Kostenoptimierungsprogrammen und der Automatisierung von Arbeitsprozessen, sind wir alle gefragt, uns ständig weiterzuentwickeln, ob Mann oder Frau.
Als junge Marketing- und Verkaufsleiterin war ich die einzige Frau in der Geschäftsleitung in einer stark männerdominierten Branche. An den Direktionssitzungen hatte ich oft eine andere Meinung oder versuchte alternative Lösungsvorschläge vorzubringen. Es war heraufordernd für mich. Gewisse Direktoren von anderen Einheiten, grüssten mich nicht einmal im Flur. Ich dachte, das sei so, weil ich eine Frau bin.
Einige Jahre später hatte ich eine männliche Führungskraft in einem Coaching, die ich während eines Entscheidungsprozess begleitete. In der ersten Sitzung erarbeiteten wir seine persönlichen Werte. Aus seinen Schilderungen fand ich mich wieder, zurückversetzt in meine damaligen GL-Sitzungs-Situationen. Da erkannte ich, dass dies nicht mit dem Thema Mann/Frau zu tun hatte, sondern mit der entsprechenden inneren Wertehaltung. Die Fähigkeit quer zu denken und somit andere Blickwinkel ins Spiel zu bringen.
Auch habe ich aus meiner jahrelangen Coachingerfahrung mit Männern und Frauen festgestellt, dass es klare Unterschiede auf der physischen Ebene gibt, auf der emotionalen Ebene jedoch weniger. So habe ich Männer begleitet, die ähnlich funktionierten wie Frauen und Frauen, die Verhalten aufzeigten, die eher dem männlichen Rollenbild entsprachen.
Der Unterschied liegt in unseren Rollenbildern. Sie entstehen in der Kindheit und sind geprägt von unserer Erziehung sowie der Kultur, in der wir aufgewachsen sind.
Waren in meiner Generation die Rollen noch klar definiert gewesen, verwässern sie sich mit den künftigen Generationen immer mehr. Zum Beispiel wählen seither mehr Frauen den Beruf eines Lastwagenfahrers oder Männer erlernen die Rolle einer Hebamme.
Wie sieht Ihr Rollenbild aus?
Beispiel: Sie sind auf einer Messe und interessieren sich für ein Alarmsystem. Am Stand stehen eine Verkäuferin und ein Verkäufer. Welche Person wählen Sie als Fachkundige spontan aus?
Auch habe ich die Erfahrung gemacht, dass wir Frauen, vor allem in meiner Generation nicht unbedingt solidarisch miteinander umgehen. Ich habe viele Intrigen von Frauen erlebt und erst als sie feststellten, dass ich eine umgängliche Person bin, entstand eine engere Beziehung.
Weiter habe ich verschiedene Mobbingsituationen von männlichen Vorgesetzten durchlebt, weil ich eine starke, eigenständige Persönlichkeit bin. Wie Sie erkennen können, es geht nicht um das Thema Frau oder Mann, sondern um Beziehungsgestaltung zwischen Menschen mit ihren persönlichen Geschichten und deren Unsicherheiten.
Aktuell begleite ich unter anderem junge Frauen in ihren ersten Führungsfunktionen. Es freut mich zu sehen, wie sie ein anderes Selbstverständnis aufweisen als unsere Generation in diesem Alter. Daher gehe ich davon aus, dass die Geschlechterthemen mit der Zeit natürlich ineinanderlaufen. Ich bin der Generation unserer Mütter (und Väter) dankbar, die sich intensiv für die Frauenrechte eingesetzt haben und hoffe, dass unsere Generation weitere Spuren legen, in denen die künftige Generation fortschreiten kann.
Nur zusammen können wir die Herausforderungen der Zukunft bewältigen.
Zusammen können wir Erfolge feiern und aus Niederlagen wachsen.
Nur zusammen können wir die Ziele und den soliden Fortbestand unserer Unternehmen sichern.
Allein sind wir einzigartig, zusammen sind wir stark!
Dies wünsche ich mir für unsere gemeinsame Zukunft.